Theo

2014-09-18 14.47.06 Kopie

Klein wie ein Wiesel, aber ein Selbstvertrauen von hier bis nach Kentucky: das ist der Typ, den ich seit Sommer diesen Jahres an meiner Seite habe. Ein schwarzgetigerter Kaninchendackel, die kleinste Dackelart, die es gibt. Ausgestattet mit dem typischen Dackel-Dickkopf auf der Länge einer halben Anti-Zugluft-Wurst. Da passt also EINE MENGE Dickkopf rein. Gemeinerweise schlägt bei der sehr geringen Größe das Kindchenschema voll an: Wir können kaum 150 Meter irgendwo lang laufen, schon haben wir eine Kolonne von Hipstermädchen (wir wohnen auf der Castingallee) mit Rattenfänger-von-Hameln-Ausmaß hinter uns, die mir in fünfeinhalb Monaten schon einen halben Tinnitus mit ihrem immer gleichen “süüüüüüü-hüüüüüüüß” ins Ohr geflötet haben. Was dazu geführt hat, dass ich bei jedem Gassigehen nicht mehr selber spreche, sondern nur noch ein Tonband mit den Basis-Informationen über Rasse, Alter, Adresse von Züchter und Reinrassigkeit abspiele.


Klein. Stark. Schwarztiger.

Mein Mann wollte einen großen Hund. Schwarz. Groß. Stolz. Nicht nett zu jedem. Aber natürlich nicht jetzt. Später. Wenn man auf dem Land wohnt, viel Platz hat, viel Zeit, auf dem Feld spazieren gehen kann und – fast tot ist? Fragte ich ihn. Ich wollte kein Leben ohne Hund mehr, bitte keine rüstige Rentnerin mit Hundeleine am Rollstuhl. Statt Geschwisterkind kam für mich eher ein kleiner Hund in Frage, der citykompatibel ist wie ein Smart. Ein kleiner Hund kam allerdings für meinen Mann nicht in Frage. Weil mega uncool. Als ich dann irgendwann beim Mädchenitaliener in Mitte einen Kaninchendackel sah, war es leider um mich geschehen. Nach sofortiger Präsentation beim Gatten fand dieser die Winzlings-Idee so was von bekloppt, dass sie aber auch doch völlig außer Konkurrenz zu seiner Ursprungsidee (groß-stattlich-schwarz) war. Drei Monate – gefühlt 399 Monate – und unendliche Diskussionen später zog endlich ein Welpe bei uns ein: ein 2 Kilo leichter Minidackel.

2014-09-18 14.52.43Hund in der Agentur? Man nehme einen Taschenhund.

Funktioniert die Kombination aus Freelancer und ständig in unterschiedlichen Agenturen? Da bin ich auch gespannt drauf! Natürlich habe ich Angst davor, Job und Hund NICHT vereinbaren zu können. Schließlich habe ich vor 16 Jahren mit meinem Dalmatiner bei der Frage an den CD folgendes erlebt: “Ich hab noch ein Problem, bevor ich hier anfange … ähm … ich habe einen Hund …” – “Ja, das wird auch dein Problem bleiben. Du kannst hier anfangen, der Hund nicht.” BÄMM! Das sitzt tief. Deswegen frage ich seit vielen Jahren alle Menschen in Berlin: Schafft man das? Klappt das? Ich habe ihn bis jetzt immer mitgenommen. In der Tasche. Und habe für sein angenehmes Verhalten nur positives Feedback bekommen (“Was? Das ist ein Hund? Ich dachte, da läuft ‘n Marder!”, “Was hast du’n da für ‘ne Fußhupe? Dit is aber keen richtiga Dackel, oda?”, “Wie, in der Tasche war ein Hund? Hab ich gar nicht gemerkt während des Meetings.”) Naja, läuft ganz gut an. Ich werde berichten …

2014-09-18 15.19.11Großstadtsorgen.

Berlin ist grüner als man denkt. Ich habe bewusst keinen Laufhund angeschafft (früher hatte ich einen Dalmatiner); sondern einen, der im Alltag nicht unbedingt das Bedürfnis nach 3 Mal zwei Stunden AUSPOWERN pro Tag hat. Und ich habe das Glück, in meinem eigenen Office in einem tollen Berliner Hinterhof mit Garten arbeiten zu können. Da tummelt sich der Hund gerne und oft. Das entspannt total. Ansonsten bin ich natürlich zu den ruhigeren Zeiten auf der Hundewiese im Mauerpark zu finden.

Wo wir hingehen, wenn wir Platz und Luft brauchen.

Wir tummeln uns extrem viel in unserem Hinterhof herum, das reicht dem Junghund erstmal. Am Wochenende sind wir regelmäßig auf dem herrlich großzügigen Hundeplatz in Lichtenberg, da ist auch unsere Hundeschule. Nach einer Stunde spielen ist Theo im wahrsten Sinne des Wortes so kaputtgespielt, dass er in einen komatösen Tiefschlaf fällt, dass ich den Rest des Tages nicht mehr so viel mit ihm machen kann.

Was ich an meinem Hund am meisten mag.

Dass er schon mit 5 Monaten checkt, wie es funktioniert im Leben: So tun, als wäre man einfach nur klein und hilfebedürftig, sonst nichts. So kriegt man ALLES. Einfach köstlich. Man muss wahnsinnig aufpassen, nicht ständig selber in diese Falle zu tappen.

2014-09-18 14.54.05Unser gemeinsames Ritual.

Auf meinem Schoß kann er sich sofort richtig gut entspannen und schläft innerhalb von 9–90 Sekunden ein. Eine wunderbare kleine Wärmflasche für mich. Oder ein wunderbar weiches großes Wabbelkissen für ihn, haha. Gut, dass Hunde nicht sprechen können.

Ja, mein Hund hat schlechte Angewohnheiten.

Er läuft immer noch sehr oft DIREKT vor die Füße, dort wo man geht. In den ersten Wochen hatten wir ausschließlich Alpträume von platten Kaninchendackeln auf Bürgersteigen, Asphaltstraßen, Hofeinfahrten oder sonstigen Bodenbelegen in der freien Natur, wo sich andere zivilisierte Menschen EBENFALLS fortbewegen wollen. Geholfen und ihm schon tausendfach das Leben gerettet haben ihm sein sensationelles neonfarbenes Halsband plus Leine, das mir die unverbesserliche Besitzerin von Feinspitz empfohlen hat. Und ihn ganz nebenbei zum Styler unter den Teckeln gemacht hat.


 

Fotos: Franziska Raether



10 Kommentare zu “Theo”

  1. martina sagt:

    aaaahhhhhh, wie süß!!! ich wünsch dir viel viel erfolg mit deinem tollen blog und noch viele viele lustige und spannende “hunde-von-freunden” geschichten!!!!
    hab´s fein.
    deine martina.

  2. Karen sagt:

    Hey Sabko,
    was für eine wunderbare Idee von dir und deine Texte zu lesen ist wie immer eine Freude!
    Wir haben ja auch seit Sommer 2013 einen Hund und unserer, Paul, ein Australien Shepard, ist leider größer geworden als wir dachten ;o). Gekauft als sogenannter Mini-Aussi (ca. 10-15 kg/mit einer Schulterhöhe von ca. 30-35 cm) wurde er ein prächtiger Standard mit einem Kampfgewicht von 22 kg. So what!
    Wir wohnen ja in Stuttgart – ob das für dich in Berlin jetzt als Großstadt zählt sei einfach mal dahingestellt… Dennoch war die Basis unserer Entscheidung das zum einen unsere Mädels nun in einem Alter sind wo sie schon die ein oder andere (Hunde)-Regel akzeptieren und die Erziehungsbefehle intus haben, zum anderen war der jetzt vorhandene Garten eine Pflicht und, und jetzt kommt es, meine Mutter, die tagsüber immer auf unseren Kerl aufpasst. So funktioniert unsere Vereinbarkeit mit Job und Hund leider auch nur bedingt, in Außnahmen kann ich ihn schon mit in die Agentur nehmen, aber für die Regel mussten wir eine langfristige Lösung finden damit der Hund auch Spaß am Leben hat und nicht den ganzen Tag alleine zu Hause Unfug macht. Ich sende dir auch gerne noch ein paar Bilder.
    Ganz liebe Grüße und Kompliment an deine Idee
    Karen

    • Sabko sagt:

      Hi Karen, schön von dir zu hören – und danke für die Blumen! Schick mir gerne Fotos (post@sabko.de). Und: komplizierte Storys sind so was von willkommen;-)

  3. Helga Seine sagt:

    Wunderbar. Sie sind ja ein Schriftstellertalent.In einigen
    Monaten können Sie ein tolles Buch schreiben. Fehlt nur noch ein Muckmann

    • Sabko sagt:

      Liebe Frau Seine, sehen Sie es? jetzt werde ich gerade ein bisschen rot! Ich danke Ihnen für das liebe Kompliment! Ihre Worte in des Universums Ohr …

  4. Carsten sagt:

    Liebe Sabine, das ist ja eine tolle Seite geworden. Eine wunderschöne Idee, ein toller Dackel und eine herrlich humorvolle Selbstdarstellung! Das hat mir viel Spass gemacht sie zu lesen. Ich sehe schon, ich brauche einen Hund, sonst kann ich hier gar nicht mitreden

    • Sabko sagt:

      Das sehe ich aber auch so, Carsten! Vielleicht kann ich ja auch mal darüber schreiben, wie man mit inneren Schweinehunde kämpft? Danke für deine Worte. Ich freue mich auf die Zukunft.

  5. Steffi Fröhlich sagt:

    Oooohhh was für eine wundervolle liebevoll gestaltete seite:-)hihi ja der theo, ich finde ihr gestaltet den tag mit ihm in der großstadt wirklich gut u.zeigt allen das es funktiobieren kann, wenn man es will:-)

  6. […] mit dabei von der Partie ist Theo der kleine Bürohund. Zwar […]

Hinterlasse eine Antwort